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Was ist Sehschärfe?

Die Sehschärfe (Visus) gibt die Fähigkeit an, zwei benachbart liegende Punkte mit hohem Kontrast als noch voneinander getrennt wahrzunehmen. Dies geschieht u.a. bei einem Sehtest beim Augenarzt. Unterschiedliche Faktoren, wie die Klarheit der optischen Medien des Auges, der Zustand der Netzhaut, die weitere Bildverarbeitung in der Sehbahn und im Gehirn, aber auch äußere Einflüsse, wie Beleuchtung, Kontrast Aufmerksamkeit bei Prüfung der Visus sind dabei von Bedeutung. Die Sehschärfe wird subjektiv mithilfe standardisierter Prüfzeichen bestimmt und eine bestehende Fehlsichtigkeit gegebenenfalls durch das Vorsätzen von Gläsern in einer Messbrille oder einem Phoropter korrigiert.

Sehschärfe Visus – was ist das und wie wird sie gemessen?

Sehschärfe

abnehmende Sehschärfe

Der Visus ist altersabhängig und liegt bei gesunden jungen Menschen im Durchschnitt bei 1,0. Das heißt, das aus einem Abstand von 6 Metern die normierten Zeichen der Sehtafel (Landolt-Ring, Pflüger-Haken, Buchstaben oder Zahlen) einer bestimmten Größe erkannt werden. Höhere Werte kommen unter Umständen deshalb zustande, weil die Rezeptorzellen in der Netzhautmitte bei manchen Menschen dichter angeordnet sind.

Gesetzliche Vorschriften regeln unter anderem an der Sehschärfe die Eignung für bestimmte Berufe, aber auch Versicherungsleistungen bei Augenschädigungen bis zur Zuerkennung der Sozialhilfe.

Die Biometrie

Die Biometrie beschäftigt sich im Gegensatz zur subjektiven Sehschärfebestimmung mit der objektiven Vermessung und Bestimmung der Brechkraft des Auges. Sie ist für die meisten Verfahren zur Korrektur einer Fehlsichtigkeit unerlässlich. Es gibt dabei verschiedene Möglichkeiten, die Einsatz finden:

Die Skiaskopie

Die Skiaskopie ist eine der ältesten Methoden zur objektiven Bestimmung der Brechkraft des Auges. Es wird dabei ein Lichtfleck oder Lichtstreifen optischen Instrument, den Skiaskop, in das Augen geworfen und dessen Aussehen und Verhalten beim Hin- und Herbewegen während des Vorsetzens verschiedener Gläser forderst zu untersuchende Auge beobachtet. Es lässt sich so sehr genau eine eventuell vorhandene Fehlsichtigkeit bestimmen. Um den Einfluss der Akkommodation auszuschalten, werden vor der Untersuchung Tropfen gegeben, die den Ziliarmuskel lähmen und die Pupille weit machen. Die Siaskopie findet häufig bei der Untersuchung von Kindern Einsatz.

Die Keratometrie

Die Keratometrie beschäftigt sich mit der Vermessung der Hornhautkrümmung. Die einfachste Untersuchungen stellt dabei die Methode nach Javal dar. Damit lässt sich die Brechkraft auf verschiedenen Achsen der Hornhaut bestimmen und eine eventuell vorhandene Hornhautkrümmung feststellen. Heute gibt es bereits zahlreiche voll automatisierte, auf unterschiedlichen physikalischen Prinzipien beruhende Methoden, die Hornhaut zu vermessen. Die Erstellung detaillierter Brechkraftlandkarten ist mit der so genannten Hornhauttopographie möglich. Diese ist eine Voraussetzung für eine besonders exakte Korrektur einer Fehlsichtigkeit.

KeratometrieMit Hilfe eines Autorefraktometers wird ein definiertes Prüfbild von einer Elektronik auf die Netzhaut projiziert. Die Elektronik versucht dabei das Bild über eine Veränderung der Geräteoptik „scharf“ zu stellen und kann so eine Kombination mit einer Vermessung der Hornhautkrümmung eine eventuell vorhandene Fehlsichtigkeit ausmessen.

Der IOL-Master ist ein Kombinationsgerät, das in der Lage ist, die Länge des Augapfels, die Hornhautbrechkraft und den Abstand zwischen Hornhauthinterwand und Linsenvorderfläche genau zu bestimmen. Es wird vor Linsenoperationen eingesetzt, um die Brechkraft einer neu in das Auge zu implantierenden Kunststofflinse (IOL=Intraokularlinse) zu berechnen.

Mittels Ultraschall-Sonde, die entweder das Auge berührt (Apllanations-Ultraschallbiometrie) oder einem Waaserbad über das Auge schwimmt (Immersions-Ultraschallbiometrie), kann an die Länge des Auges vermessen werden.

Die Kriterien der Sehschärfe

Sehschärfekriterien

Arten von Sehschärfekriterien (aus Lachmayr 1993). Auflösung von zwei benachbarten Punkten (links), Auflösung von Optotypen, z.B. Landolt Ring (Mitte links), Auflösung von Gittermustern (Mitte rechts), Kriterien aus dem Bereich des Minimum discriminabile, z.B. die Beurteilung der lateralen Versetzung zweier vertikal übereinander angeordneter Linien (Nonius, rechts).

Die Kriterien der Sehschärfe. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das räumliche Auflösungsvermögen des visuellen Systems zu beschreiben und zu quantifizieren. Die anguläre Sehschärfe (Minimum separabile, Minimum Angle of Resolution, MAR) ist als der kleinstmögliche Winkel p [´] definiert, unter dem zwei Objektpunkte vom Auge gerade noch getrennt wahrgenommen werden können. Siehe Abbildung oben.

Sehschärfe in diesem Sinne wird folglich als die Fähigkeit des Auges beschrieben, zwei eng benachbarte liegende Punkte mit hohem Kontrast, typischerweise schwarz auf weiß (Negativkontrast), als getrennte Punkte wahrzunehmen. alle Prüfkriterien, die auf der Auflösung eines kritischen Details an einem Sehzeichen (Optotypen) basieren, sind hiermit verwandt. Für die praktische Sehschärfenprüfung werden eine Vielzahl von Sehzeichen verwendet, neben dem nach DIN 58 220 genormten Landolt Ring (siehe Abbildung rechts) verschiedene Buchstaben, Zahlen und Symbole (z.B. Snellen-Haken, Zahlen und Buchstaben verschiedener Konfiguration, Kinderbilder etc.). Es ist klar, dass alle derartigen Kriterien letztlich von der Formgebung der Optotypen abhängig sind und damit keine Beschreibung des räumlichen Auflösungsvermögens im physikalisch-optischen Sinne gestatten.

Landolt Ringe SehtestBestimmen und messen der Sehschärfe

Eine weitere Möglichkeit, das örtliche Auflösungsvermögen des visuellen Systems beim Augenarzt durch einen Sehtest zu messen, besteht in der Bestimmung der sog. Gittersehschärfe, wobei dem Betrachter Gittermuster kleiner werdender Balkenbreite dargeboten werden bis die Auflösungsgrenze erreicht ist. (siehe Abbildung oben). Die Gittersehschärfe kann in die äquivalente anguläre Sehschärfe für Optotypen umgerechnet werden, ist aber damit nicht gleichbedeutend: Gittermuster sind im physiologischen Sinne eindimensionale Strukturen. Optotypen, wie z.B. der Landolt Ring (siehe Abbildung rechts), sind zweidimensionaler Natur. Die Verarbeitungsmechanismen für beide Arten von Stimuli sind unterschiedlich und hängen in komplexer Weise zusammen. Es gibt Störungen der visuellen Wahrnehmung, bei denen eine durchaus hohe Gittersehschärfe vorliegen kann bei gleichzeitig schlechter Optotypensehschärfe, da die komplexere Musterverarbeitung nicht funktioniert, wie dies bei bestimmten Formen der Amblyopie der Fall sein kann.

Weitere Kriterien zur Sehschärfenprüfung ergeben sich im Bereich des sog. Minimum discriminabile, also der Wahrnehmung der kleinstmöglichen Versetzung zweier Objekte oder Objektteile gegeneinander (Abbildung oben, rechter Bereich): der klassische Stimulus aus dem Bereich des Minimum discriminabile ist der Nonius. Es ist auch möglich, komplexere Objekte gegeneinander seitlich zu versetzen oder die Wahrnehmbarkeit von oszillierenden Reizen gegenüber statischen Referenzobjekten zu prüfen. Die Noniussehschärfe erreicht unter optimalen Bedingungen Werte, die deutlich unter der angulären Sehschärfe liegen, da sie auf anderen physiologischen Wahrnehmungsmechanismen basiert. Für die klinische Routine kommen in erster Linie Sehschärfekriterien in Frage, die Optotypen verwenden, in gewissem Umfang auch Kriterien zur Prüfung, der Gittersehschärfe.